Studie zur tierschutzkonformen Putenhaltung – Tierschutzminister fordert EU-Mindeststandards
Bundesminister Rudi Anschober legt Grundlage für auf Wissenschaft basierenden Tierschutz
Im Regierungsübereinkommen wurde der Einsatz für auf Wissenschaft basierende Tierschutz-Mindeststandards für die Putenmast auf EU-Ebene festgehalten. Tierschutzminister Rudi Anschober hat mit der Beauftragung der Studie „Anforderungen an eine zeitgemäße tierschutzkonforme Haltung von Mastputen“ die Grundlage hierfür geschaffen. Während die Europäische Union klare Regelungen etwa für die Haltung von Legehennen, Masthühnern oder Schweinen vorschreibt, gibt es bisher auf EU-Ebene nicht einmal Mindeststandards für die Haltung von Puten. Österreich geht hier einen anderen Weg und setzt in diesem Bereich höchste Standards. Wie eine zeitgemäße, tierschutzkonforme Haltung von Mastputen aussieht, wird in der Studie von vetmeduni vienna und Universität Leipzig beschrieben.
Tierschutzminister Rudi Anschober: „Österreich hat sehr hohe Standards für die Haltung von Puten und ist damit Vorreiter in der Europäischen Union. In den meisten EU-Ländern werden Puten nicht tierschutzkonform gehalten, EU-weit gibt es in diesem Bereich nicht einmal Mindestanforderungen. Die neue Studie zur Putenhaltung zeigt, wie eine zeitgerechte, tierschutzkonforme Haltung von Puten aussieht. Österreich ist hier bereits auf einem sehr guten Weg und wir setzen uns dafür ein, dies auch auf EU-Ebene durchzusetzen. Die österreichischen Regelungen müssen Messlatte für Mindeststandards auf EU-Ebene sein!“
Zusammenfassende Informationen:
Besatzdichte
Begründet auf der verfügbaren wissenschaftlichen Literatur und wirtschaftlichen Gesichtspunkten ergibt sich eine maximale Endmast-Besatzdichte für Puten von 36-40 kg Lebendgewicht pro m2 nutzbarer Stallfläche.
Stallstruktur
Um einigen Verhaltensbedürfnissen der Puten entgegenzukommen, ist eine Strukturierung des Stalles erforderlich:
- Aufbaummöglichkeiten / erhöhte Ebenen
- Strukturierungselemente, die von den Tieren auch bepickt werden können (z.B. Strohballen, Pickblöcke)
- Außenklimabereich im Ausmaß von mind. 20% der nutzbaren Stallbodenfläche
Einstreu
Die Einstreu muss es den Tieren über die gesamte Haltungsperiode ermöglichen, zu scharren und zu picken. Sie muss jederzeit deutlich locker, trocken (< 30% Feuchtigkeit) und ausreichend sauber (Einstreuanteile > Kotanteile) sein.
Licht
Das Licht im Putenstall muss folgenden Anforderungen genügen:
- ausreichend gleichmäßiges Licht, damit die Tiere ein normales Aktivitätsniveau zeigen können
- acht Stunden Dunkelphase (Notbeleuchtung mit 0,5 Lux möglich)
- UV-A im Spektrum enthalten
- flimmerfreie Beleuchtung (Leuchtmittelfrequenz höher als die Flimmerfusionsfrequenz der Puten)
Raumklima
Ein gutes Stallklima ist wichtig für das Tierwohl. Lüftung, Staub, Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Gaskonzentrationen sind auf Leveln zu halten, die den Tieren keinen Schaden zufügen:
- gute Luftzirkulation im gesamten Stall (Luftaustauschrate 4-7 m³/kg/Stunde), keine Zugluft
- Schadstoff-Höchstwerte: einatembarer Staub 3,4 mg/m³, lungengängiger Staub 1,7 mg/m³ liegen, NH3 10 ppm, CO2 3000 ppm und H2S 5 ppm
- Luftfeuchtigkeit im Stall sollte zwischen 50 und 70% liegen
- altersadäquate Temperatur
Pflege
- mehrmals tägliche Kontrolle der gehaltenen Tiere
- schwache, kranke oder verletzte Tiere unverzüglich in ein abgesondertes Krankenabteil bringen und behandeln
- Halter und Personal müssen nachweisbare Kenntnis und Fähigkeit im artgerechten Umgang mit den gehaltenen Tieren besitzen