Erste Österreichische Studie zur Prävention der Glücksspielsucht
Hier finden Sie Informationen zu der mehrmodularen Studie zum Thema Glücksspiel, in welcher unter anderem die Allgemeinbevölkerung, Automaten-/Onlinespieler- und spielerinnen sowie das Personal von Glücksspielanbietern befragt worden.
Durchführung
- Zeitraum der mehrmodularen Studie: Juli 2009 bis Februar 2011
- Befragte: Allgemeinbevölkerung, Expertinnen und Experten, Spielerinnen und Spieler sowie das Personal von Glücksspielanbietern
- Initiator: Österreichische Arbeitsgemeinschaft Suchtvorbeugung
- Durchführung: Zentrum für Interdisziplinäre Suchtforschung der Universität Hamburg
Ergebnisse
- 42 % der österreichischen Bevölkerung im Alter von 14 bis 65 Jahren haben innerhalb des Studienzeitraums an Glücksspielen teilgenommen (dies betrifft vor allem Lotterieprodukte).
- Klassische Casinospiele, Sportwetten und Glücksspielautomaten werden überdurchschnittlich häufig von Männern, der Altersgruppe der 18- bis 35-Jährigen, Personen mit Pflichtschulabschluss und Arbeitslosen gespielt .
- Die Spielteilnahme unterscheidet sich in den einzelnen Bundesländern kaum. Nur in Wien gibt es bedeutend mehr Automatenspielerinnen – und spieler als in den anderen Bundesländern (2,8 % gegenüber 0,1 bis 1,4 %).
- Risikogruppen: Überdurchschnittlich oft betroffenen sind 18- bis 35-Jährige, Personen mit Pflichtschulabschluss, Arbeitslose, gering Verdienende und Spielerinnen und Spieler mit häufiger Spielteilnahme und hohem Geldeinsatz.
- Insgesamt 0,7 % der Befragten weisen ein pathologisches Spielverhalten auf. Das sind etwa 64.000 Personen. Unter den Spielerinnen und Spielern sind etwa 1,0 % bzw. 1,6 % betroffen.
- Größtes Gefährdungspotential in Österreich besitzen Glücksspielautomaten, das geringste Gefährdungspotential kommt Lotterien zu.
- ”Lie/Bet-Screen”: Dabei handelt es sich um einen kurzen Selbsttest um problematisches bzw. pathologisches Glücksspiel zu erkennen. Er findet oft Verwendung, da er aus nur zwei Fragen besteht. Frage 1: Haben Sie jemals beim Spielen das Bedürfnis verspürt, immer mehr Geld einzusetzen? Frage 2: Haben Sie jemals über das Ausmaß Ihres Spiels lügen müssen? Der Lie-Bet-Screen ist wissenschaftlich erprobt und wird international eingesetzt.
- 11 % der Onlinespielerinnen und -spieler bzw. der Sportwetten-Spielerinnen und Spieler erfüllen ausschließlich eines der beiden Kriterien des Lie/Bet-Screens und sind demnach als zumindest gefährdet anzusehen. Von einem Spielproblem im engeren Sinne (beide Lie/Bet-Kriterien erfüllt) sind 5 % betroffen. Die Anteil Spielerinnen und Spieler bei Sportwetten liegen auf ähnlich hohem Niveau.
Empfehlungen zur Prävention
Auf Basis der empirischen Ergebnisse wurden folgende Empfehlungen für verhaltens- und verhältnispräventive Maßnahmen für das Glücksspielwesen in Österreich festgelegt:
- Implementierung eines umfassenden Schutz von Spielerinnen und Spielern bei den Glücksspielautomaten (siehe dazu auch die Automatenglücksspielverordnung, mit der Verankerung von niedrigen Einsatz- und Verlustlimits und Spielpausen sowie des Verbotes über ”zufällige” bzw. ”häufige” Schnell-Gewinne etc.).
- Schulungen des Aufsichtspersonals im Erkennen von und Umgang mit Problemspielerinnen und –spielern.
- Namentliche Registrierung aller Besucherinnen und Besuchern von Spielstätten mit Glücksspielautomaten.
- Einheitliche Jugendschutzbestimmungen in ganz Österreich.
- Verbot von Glücksspielwerbung, die sich speziell an Jugendliche richtet.
- Verbot der Teilnahme Minderjähriger an jeglichen Glücksspielen.
- Strenge Alterskontrollen in allen Spielstätten, von der Lotto-Toto-Annahmestelle bis hin zur Spielhalle.
- Verankerung einer systematischen Glücksspielsuchtprävention an allgemeinbildenden und beruflichen Schulen (alters- und zielgruppenspezifisch, Mischung aus Informationsvermittlung und Förderung von Lebenskompetenzen).
- Intensivierung des Spielerschutzes beim Onlineglücksspiel.
- Bessere Aufklärung der Bevölkerung zu den Risiken des Glücksspiels.
- Initiierung von wissenschaftlichen Pilotprojekten (z.B. zu speziellen Problemgruppen oder Früherkennungsinstrumenten).
Die Studie kann kostenpflichtig beim Thieme-Verlag erworben werden.